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Regenerative Landwirtschaft

Regenerative Landwirtschaft

Bei der regenerativen Landwirtschaft werden traditionelle landwirtschaftliche Methoden mit nachhaltigen Innovationen verbunden. Regenerative Landwirtschaft steht für Verfahren, die sich an den natürlichen Prozessen im Boden orientieren, diesen dadurch resilienter machen, klimaschützend wirken und dabei gleichzeitig eine hohe Produktivität erreichen. Was im Detail hinter diesem Ansatz steckt und was er für die Zukunft der landwirtschaftlichen Praxis bedeutet, erfährst Du in diesem Beitrag. 

Was bedeutet regenerativ in der Natur? 

In der Ökologie bezeichnet „regenerativ“ die Fähigkeit von Pflanzen, durch chemische und biologische Zersetzungs- und Wachstumsprozesse immer wieder neue Pflanzen hervorzubringen. Pflanzen produzieren Samen, und wenn beispielsweise die Elterngeneration abstirbt, wird sie von Mikroorganismen im Boden zersetzt. Die während der Zersetzung freiwerdenden Nährstoffe dienen der sich neu entwickelnden Pflanzengeneration als Nahrungsquelle und ermöglichen ihr Wachstum, wenn zudem andere Voraussetzungen wie ausreichend Licht und Wasser gegeben sind. Regeneration basiert also auf Systemen, die miteinander interagieren, und Kreisläufen, die sich wiederholen. 

 

Regenerativ bedeutet zudem, dass Ökosysteme die Fähigkeit besitzen, gewisse Störungen auszugleichen. Störungen können beispielsweise Naturkatastrophen sein (z.B. Trockenperioden oder starke Regenfälle, die Wasserverhältnisse im Boden verändern) oder Eingriffe des Menschen (z.B. die Ernte von Nutzpflanzen und somit die Entnahme von Nährstoffen aus dem natürlichen Kreislauf). Voraussetzung für einen erfolgreichen Ausgleich ist dabei, dass das Ökosystem möglichst wenig extern reguliert wird. Diese Prinzipien versucht regenerative Landwirtschaft umzusetzen. 

Was ist regenerative Landwirtschaft?

Die regenerative Landwirtschaft nutzt das Wissen über natürliche Regenerationsprozesse für die landwirtschaftliche Bodenbearbeitung. Ziel ist es, die Ökosysteme im Boden zu stärken und diese weniger anfällig für die Einflüsse von extremen Wetterbedingungen und den Klimawandel zu machen. Gleichzeitig wirken sich die Verfahren klimaschützend aus und fördern gute Erträge. Regenerative Landwirtschaft hat dabei den Anspruch, praxisnahe Ansätze für alle Formen des landwirtschaftlichen Ackerbaus zu liefern. Sie richtet sich an konventionelle Betriebe ebenso wie an ökologische. Außerdem ermöglicht sie den Einsatz neuer digitaler Technologien und die Rückkehr zu traditionellen Methoden des Ackerbaus. Regenerative Landwirtschaft ist kein festes Regelwerk, sondern bündelt Verfahren, die nachhaltigen Anbau und furchtbare Böden fördern und die individuell angepasst werden können.

 

Wie funktioniert regenerative Landwirtschaft in der Praxis?

Regenerative Landwirtschaft richtet sich hauptsächlich an den Ackerbau, mit dem Ziel, den Boden – vor allem die Humusschicht – zu aktivieren, zu stärken und langfristig gesund zu erhalten. Und damit den Einfluss der Landwirtschaft auf das Klima und umgekehrt zu verkleinern, sowie die Grundlage für den Anbau nahrhafter, ertragreicher Pflanzen zu schaffen. Dabei haben sich folgende Prinzipien und Verfahren besonders bewährt:

Hohe Pflanzenvielfalt

Das Prinzip: Vielfältige Kulturen ermöglichen einen diversen Nährstoffhaushalt und fördern die Bodengesundheit und das Pflanzenwachstum.

Die Verfahren: Häufige Fruchtfolgen mit Zwischenfrüchten anbauen, Blühstreifen und Agroforstwirtschaft am Rande von Äckern ermöglichen

In natürlichen Ökosystemen koexistieren verschiedene Pflanzen in enger Nachbarschaft. Auf Äckern, auf denen in der Regel eine Kulturpflanze angebaut wird, lässt sich dieses Prinzip durch häufige Fruchtfolgen nachahmen. Pflanzen in bestimmten Rotationen anzubauen, ermöglicht es, Nährstoffungleichgewichte im Boden auszugleichen. Auch Zwischenfrüchte haben sich besonders bewährt, denn diese Kulturen werden in der Regel nicht zum Zweck der Ernte angebaut, sondern in den Boden eingearbeitet. Sie führen somit Nährstoffe in den Boden zurück. Auch Blühstreifen mit einjährigen Pflanzen am Rande des Ackers sowie Bäume und Sträucher (Agrofrostwirtschaft) wirken sich auf das Bodenleben im Acker aus, denn sie schaffen Lebensräume und Nahrungsquellen für bestäubende Insekten und andere Tiere.

Minimierte Bodenbearbeitung

Das Prinzip: Eine Erhaltung der natürlichen Bodenstruktur fördert Bodengesundheit und Resistenz gegen äußere Einflüsse.

Das Verfahren: Bodenbearbeitung mit Maschinen beschränken

Der Boden ist in verschiedenen Schichten aufgebaut, in denen Lebewesen mit unterschiedlichen Funktionen leben. Starke Bodenbearbeitung mit dem Pflug oder eine Verdichtung des Bodens durch schwere Landmaschinen verändern die natürlichen Strukturen und machen den Boden anfällig für Erosionen durch Wasser oder Wind. In Kombination mit anderen bodenfördernden Maßnahmen führt eine minimierte Bearbeitung der Flächen zu einem Aufbau des Humus und stärkt die Struktur der obersten Bodenschicht, was sie weniger anfällig für Abtragungen durch Wettereinflüsse macht. 

Gleichgewicht des Nährstoffhaushalts

Das Prinzip: Den Einsatz von biologischen und chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln verringern

Das Verfahren: Präzisionslandwirtschaft

Moderne Technologien, wie bildgebende Verfahren, GPS-kartierte Äcker, Sensoren und Sprühgeräte mit zielgerichteter Dosierung, ermöglichen es Landwirtinnen und Landwirten detaillierte Feldkarten ihrer Äcker zu erstellen. So lassen sich die genauen Bedarfe der Pflanzen an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln ermitteln und diese zielgerecht ausbringen. So können eine Über- und Unterversorgung der Pflanzen und eine Veränderung des Nährstoffhaushalts im Boden weitgehend vermieden werden.

 

Ganzjährige Bodenbedeckung 

Das Prinzip: Eine Bepflanzung des Ackers über das ganze Jahr schützt die oberste Bodenschicht vor äußeren Einflüssen und erhöht die Kohlenstoffbindung im Boden.

Die Verfahren: Anbau von Zwischenfrüchten und vielfältigen Fruchtfolgen

Wie die menschliche Haut ist die oberste Bodenschicht besonders anfällig für Wettereinflüsse. Mithilfe durch die ganzjährige Bedeckung erhält der Boden Schutz vor Sonne, Wind und Regen. Dabei sollten stets unterschiedliche Kulturen hintereinander angebaut werden, von denen Teile als Zwischenfrüchte in den Boden eingearbeitet werden (siehe hohe Pflanzenvielfalt).

Beschleunigte Zersetzungsprozesse

Das Prinzip: Die Zersetzung von Pflanzenresten im Boden erhält das Gleichgewicht von Nährstoffen und lässt sich gezielt fördern.

Die Verfahren: Einsatz von Rottenlenkern und Flächenrotte

Bis Pflanzenreste sich in ihre Einzelbestandteile zersetzt haben, dauert es. Durch den Einsatz von Fermenten, sogenannten Rottenlenkern, kann dieser Prozesse gefördert und beschleunigt werden. So werden Pflanzenfermente bei der Einarbeitung von Zwischenfrüchten auf die Fläche aufgetragen. Die Fermente reichern den Boden mit Nährstoffen an und verhindern Fäulnis, indem sie direkt die Zersetzung der Zwischenfrüchte fördern. Die Flächenrotte funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip, nur handelt es sich bei den Zwischenfrüchten um eine Grünbepflanzung, die zusammen mit Fermenten in den Boden eingearbeitet wird.

Regenerative Landwirtschaft für eine Landwirtschaft der Zukunft

Noch gibt es wenige wissenschaftliche Daten zu den Effekten regenerativer Landwirtschaft. Doch erste Studien zeigen, dass regenerative Verfahren viele Potentiale bergen: Einerseits, um Landwirtschaft klimafreundlicher zu machen und Eingriffe in Ökosysteme zu reduzieren. Andererseits, um Böden und landwirtschaftlichen Anbau resilienter gegen die Einflüsse des Klimawandels zu machen und gute Erträge zu erzielen. 

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